openPR Logo
Pressemitteilung

501 Kerzen zum Gedenken an die Liebenauer Euthanasieopfer

News abonnierenPressekontakt | Gesundheit & Medizin

Pressemitteilung von: Stiftung Liebenau

/ PR Agentur: Stiftung Liebenau Kommunikation und Marketing
501 Kerzen beim Gedenkgottesdienst der Stiftung Liebenau für die Euthanasieopfer.

501 Kerzen beim Gedenkgottesdienst der Stiftung Liebenau für die Euthanasieopfer.

MECKENBEUREN-LIEBENAU – Mit einem Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Maria erinnerte die Stiftung Liebenau am Montag an die Opfer der Euthanasie. 501 Menschen wurden 1940 und 1941 aus Liebenau und Rosenharz mit Bussen abtransportiert. Das Ziel: Ihre Ermordung in Grafeneck und Hadamar.


Alle Namen auf einem kleinen Blatt Papier

Für jeden ermordeten Menschen leuchtet eine weiße Kerze im Altarraum. Die Orgel erklingt, vier Ministrantinnen und Ministranten aus den Reihen der Bewohner und Beschäftigten der Stiftung Liebenau mit langen Kerzen in den Händen begleiten Prälat Michael H. F. Brock beim Einzug in die Kirche. Die Besucher des Gedenkgottesdienstes finden schulheftgroße Blätter auf den Kirchenbänken. In winziger Schrift, ohne Lupe kaum lesbar, stehen darauf alle 501 Namen der getöteten Menschen. „Suchen Sie mal Mathilde Müller“, fordert Prälat Brock auf und hält das kleine Blatt in die Höhe. Die Besucher versenken ihre Blicke in das Blatt. „Dass die Namen, Personen und Schicksale immer kleiner werden in unserem Bewusstsein und unseren Herzen, bis sie irgendwann nicht mehr lesbar sind, das ist unsere größte Sorge“, löst Brock die Irritation der Besucher über die Unleserlichkeit auf. Deshalb treffe man sich einmal im Jahr – gegen das Vergessen.

Bedürftige haben Recht auf helfende Hand

Brock las aus Briefen von Angehörigen und auch aus dem Abschiedsbrief von Helene Mackle. „Ich bitte um Verzeihung für das, was ich im Leben gefehlt habe“, lautete ihre letzte Nachricht an den Vater. Da entschuldigt sich jemand für seine eigene Bedürftigkeit - für Brock ein Zeichen für die Erziehung und den Geist dieser Zeit. „Wo wir selbst bedürftig sind, haben wir das Recht darauf, dass uns ein anderer die Hand reicht. Niemand steht über einem anderen Menschen. Niemand ist mehr „wert“ als ein anderer“, so Brock. Er spielt damit an auf die Schrift „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Leben“ aus dem Jahr 1920. Das Gedankengut der beiden Freiburger Professoren Alfred Hoche und Karl Binding war die Basis für den später systematisch organisierten Massenmord des Nazi-Regimes an kranken und behinderten Menschen.

Kein Fortschritt in der Geschichte

Dass wir auch heute nicht gefeit sind vor solchen Haltungen und Gesinnungen, davon ist Brock überzeugt. Er beobachte, dass in diesen Tagen der Respekt vor anderen Menschen und Kulturen verloren gehe. „Wir können unsere Nation gut finden, aber niemals auf Kosten anderer“, mahnt er mit Blick auf aktuelle politische Strömungen. Seine Erkenntnis: „Es gibt keinen Fortschritt in der Geschichte, nur ein Fortschreiten der Zeit. Einen Fortschritt kann nur jeder Mensch persönlich machen.“

Orgelspiel und gefühlvoller Gesang

Zartes Orgelspiel von Martin Dücker berührte die Besucher des Gedenkgottesdienstes. Auch der gefühlvolle Gesang von Bernhard Preusche und Albert-Jan Brunzema im Wechsel mit der Gemeinde trug zur meditativ anmutenden Atmosphäre bei. Die 501 Kerzen wurden am Ende wieder gelöscht, aber einige Besucher nahmen das kleine Blatt mit den vielen Namen mit nach Hause. Hätten die vier Ministranten vor 78 Jahren gelebt, wer weiß, ob nicht auch ihre Namen auf dem Blatt gestanden hätten.
_________________________________________
Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

KOSTENLOSE ONLINE PR FÜR ALLE
Jetzt Ihre Pressemitteilung mit einem Klick auf openPR veröffentlichen
News-ID: 991125 • Views: 639

Diese Meldung 501 Kerzen zum Gedenken an die Liebenauer Euthanasieopfer bearbeiten oder deutlich hervorheben mit openPR-Premium

Pressetext löschen Pressetext ändern

Mitteilung 501 Kerzen zum Gedenken an die Liebenauer Euthanasieopfer teilen

Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Weitere Mitteilungen von Stiftung Liebenau


Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Stück Kälte aushalten – vor dem Bild mit dem Todes-Bus
Ein Licht für jedes Menschenleben - Gedenkgottesdienst für die Liebenauer Euthanasie-Opfer
… eigens für diesen Zweck eingerichteten Tötungsanstalten wie Grafeneck ermordet. Mit einem Gottesdienst setzte die Stiftung Liebenau am 27. Januar ihr Gedenken an die Liebenauer Euthanasie-Opfer fort. Es waren Menschen Ganz bewusst wurde der Beginn des Gedenkgottesdiensts für die 501 Liebenauer Euthanasie-Opfer nach draußen gelegt. "Wir wollen ein Stück …
Romantik pur verströmen Kerzen in RAL-Qualität. Foto: Gütegemeinschaft Kerzen
Romantischer Kerzen-Schein zum Valentinstag... sagt mehr als tausend Worte
… Valentinstag – der Tag der Verliebten. Und obwohl dieser Tag immer populärer wird, rückt der ursprüngliche Gedanke in den Hintergrund: Wir feiern diesen besonderen Tag zum Gedenken an Valentin, Bischof von Terni. Dieser traute im 3. Jahrhundert heimlich Paare, die aufgrund ihrer Religion oder ihres Standes nicht heiraten durften. Wegen seines christlichen …
Die Feuershow der Zirkusakademie faszinierte
Liebenauer Winterfeuer mit Sternenzauber, Kunst und Feuershow
MECKENBEUREN/LIEBENAU – Zum elften Mal schürte das Liebenauer Landleben das Winterfeuer. Der Liebenauer Chor stimmte die zahlreichen Besucher auf den Adventsmarkt mit Sternenzauber, Kunst und Feuershow ein. In winterlicher Dorfidylle luden Stände mit hochwertigen und liebevoll gestalteten Geschenkideen zum Bummeln ein. Das Winterfeuer wärmte und verlockte …
Gedenken an die Liebenauer Euthanasie-Opfer
Gedenken an die Liebenauer Euthanasie-Opfer
… Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff Am Dienstag, 24. Januar 2012 um 17 Uhr wird der Freiburger Theologe Professor Dr. Eberhard Schockenhoff einen Vortrag im Liebenauer Schloss halten. Sein Thema lautet "Unantastbarer Anspruch oder gesellschaftliche Zuweisung? Zur neueren Diskussion um die Menschenwürde und ihre Konsequenzen". Professor Schockenhoff befasst …
Station an der Gedenktafel für die Liebenauer Euthanasieopfer vor dem Schloss
Eine Wanderung gegen das Vergessen
HEGENBERG/LIEBENAU - Schüler der Don-Bosco-Schule gedenken der 501 Euthanasieopfer der Stiftung Liebenau An diesem Morgen ist es kalt und ungemütlich, der Himmel ist grau. Schüler der Don-Bosco-Schule wandern durch die herbstliche Landschaft von Hegenberg nach Liebenau. Mit sich tragen sie Listen, auf denen Namen stehen. Eine Schülerin hat ihren Zettel …
Diakon Josef H. Friedel erinnert an die 512 Liebenauer Opfer der Euthanasie
Gegen das Vergessen
… Veranstaltung kommentarlos aus den zeitgeschichtlichen Dokumenten. Eine nachdenkliche Schwere legt sich auf die Zuhörer. Wie ein kalter Schauer rücken die Schicksale der Euthanasieopfer in unmittelbare Nähe. Spürbare Betroffenheit macht sich im Raum breit. Die Lebensgeschichten der Liebenauer Zeitzeugen ermutigten den Diakon zur Spurensuche. Die Liebenauer …
Zwölfter Todestag: Fans entzünden tausende virtuelle Kerzen für Kurt Cobain
Zwölfter Todestag: Fans entzünden tausende virtuelle Kerzen für Kurt Cobain
… der vergangenen Jahre hat „Nirvana“ eine Art Revival erlebt: Viele Jugendliche entsagen aktueller populärer Musik und wenden sich älteren Rock-Bands, wie beispielsweise „Nirvana“, zu. Weltweit gedenken Anhänger der Band ihrem Idol Kurt Cobain. War 1995 noch die Innenstadt von Seattle von trauernden Fans überfüllt, gestaltet sich das Gedenken heute subtiler. …
Eine selbst gefertigte Skulptur als Mahnmal für Integration, Toleranz und Offenheit.
Schüler gestalten Gedenkstunde für Opfer der Euthanasie in Liebenau
MECKENBEUREN-LIEBENAU – Der 27. Januar gehört in der Stiftung Liebenau der Erinnerung an die 501 Euthanasieopfer, die zwischen 1940 und 1941 hier abgeholt und von den Nazis ermordet wurden. Schüler des Leistungskurses Geschichte am Montfort-Gymnasium Tettnang setzten sich mit dem Geschehen auseinander und gestalteten eine bemerkenswerte Gedenkstunde …
Zehrer.at - Webshop für Grabkerzen, Grablichter
Grabkerzen und Grablichter
… bzw. Grablichter eignen sich sehr, um sie zu besonderen Anlässen auf ein Grab zu stellen, um dieses zu verschönern und den verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Besonders am Totensonntag sind auf Friedhöfen viele Grabkerzen, Grablichter und Grablaternen zu sehen. Grablichter gehören seit Jahrhunderten zum festen Bestandteil einer Beisetzung. Besonders …
Stiftung Liebenau gedenkt Euthanasieopfer
Stiftung Liebenau gedenkt Euthanasieopfer
… Behörden und traumatisierte Bewohner: Das alles hat Diakon Josef Friedel vom Kulturkreis Meckenbeuren (Abteilung Heimatgeschichte) im Laufe seiner Recherchen über die Liebenauer Euthanasieopfer erfahren. In seinem Vortrag "Dem Vergessen entrissen. Schwierigkeiten und Hürden bei der Dokumentation der Schicksale der ermordeten Liebenauer Bewohner" am Montag, …

Sie lesen gerade: 501 Kerzen zum Gedenken an die Liebenauer Euthanasieopfer