openPR Logo
Pressemitteilung

Tote Bäume haben zahlreiche und treue Begleiter

News abonnierenPressekontakt | Wissenschaft, Forschung, Bildung

Pressemitteilung von: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

/ PR Agentur: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
UFZ-Forscher haben in drei unterschiedlichen Waldregionen Holzstämme verschiedener Baumarten ausgelegt. Sie wollen so nachweisen, welche holzbewohnenden Pilzarten die Baumstämme besiedeln. (Witoon Pur

UFZ-Forscher haben in drei unterschiedlichen Waldregionen Holzstämme verschiedener Baumarten ausgelegt. Sie wollen so nachweisen, welche holzbewohnenden Pilzarten die Baumstämme besiedeln. (Witoon Pur

Holzbewohnende Pilze werden bislang wenig erforscht. Dabei sind sie für die Ökologie in Wäldern sehr wichtig, weil sie Totholz zersetzen und somit den kompletten Stoffkreislauf zwischen Pflanzen und Boden ermöglichen. Bodenbiologen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben nun herausgefunden, dass die Artenzahl von Pilzen im Totholz um das Zwölffache höher ist als bislang angenommen. Zudem werden Bäume nach ihrem Absterben artspezifisch von unterschiedlichen Pilzgemeinschaften besiedelt, schreiben sie im Fachmagazin ISME-Journal (Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology).


---
Holzbewohnende Pilze übernehmen im Ökosystem Wald eine wichtige Funktion: Sie zersetzen das Totholz. Dies ist keine einfache Aufgabe, weil Holz sehr widerstandsfähig ist. Es wird vom Biopolymer Lignin zusammengehalten, das gemeinsam mit Cellulose und Hemicellulosen die Zellwand verholzter Pflanzen bildet und dem Holz damit seine Stabilität gibt. Den Pilzen gelingt es jedoch, das robuste Lignin und die flexiblen Zellulosefasern abzubauen, indem sie Enzyme freisetzen, die die Polymere zersetzen und mineralisieren. Die Reststoffe werden im ökosystemaren Kreislauf zur Humusschicht, die als Garant für die Stabilität des Bodens gilt und das Substrat für eine neue Generation von Bäumen bildet.

Für ihre Studie legten die UFZ-Forscher an Standorten von drei gemäßigten Waldregionen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, dem Nationalpark Hainich und im Biosphärengebiet Schwabische Alb insgesamt rund 300, bis zu vier Meter lange Totholzstämme von je elf Baumarten aus: Sieben Laubbaumarten wie beispielsweise Buche, Eiche, Pappel und Esche sowie die vier Nadelbaumarten Fichte, Waldkiefer, Douglasie und Lärche. Nach drei Jahren untersuchten sie, welche Pilzgemeinschaften sich an den Stämmen angesiedelt hatten. Das Ergebnis war erstaunlich: „Die Vielfalt der holzbewohnenden Pilze ist um ein Vielfaches höher als bislang angenommen“, sagt Dr. Witoon Purahong, Bodenökologe am UFZ in Halle und Erstautor der Studie.

Die Forscher identifizierten pro ausgelegtem Stamm zwischen 22 und 42 sogenannter Operational Taxonomic Units (OTU). OTU ist ein wissenschaftlicher Fachbegriff, den Molekularbiologen anwenden für Organismen, die aufgrund ihrer DNA einer eigenständigen Art gleichgesetzt werden können, jedoch noch keinen Artnamen haben. Insgesamt bestimmten die UFZ-Forscher 1254 OTUs in den ausgelegten Holzstämmen. In einer Vorgängerstudie zählten Wissenschaftler auf den gleichen Flächen nur 97 Arten – und damit rund zwölfmal weniger Arten als jetzt die UFZ-Forscher. Generell wies totes Nadelholz eine höhere Artenvielfalt an Pilzen auf als die meisten Laubbäume. Am höchsten war die Diversität bei Douglasie und Lärche sowie bei der Eiche; die geringste Pilzvielfalt hatten Buche und Hainbuche.

Der Grund, warum die UFZ-Bodenökologen so viele Pilzarten nachweisen konnten, liegt in der modernen molekularen Methodik, auf die sie setzten. Die Forscher nutzten die DNA-Sequenzierungstechnologie „Next Generation Sequencing“, um die DNA der im Totholz verborgenen Pilze zu bestimmen. Bislang wurden bei vergleichbaren Studien nur die an der Totholzoberfläche wachsenden Pilzfruchtkörper dokumentiert. Der daraus folgende Eindruck der vermeintlichen Artenarmut holzbewohnender Pilze trügt jedoch. „Es ist wie bei einem Eisberg: Den größten Teil der Pilze sieht man nicht, denn er befindet sich innerhalb der Stämme als feines Myzel“, sagt Prof. François Buscot, der am UFZ das Department Bodenökologie leitet. Die sichtbaren Fruchtkörper machen demnach nur den kleinsten Anteil des Pilzbestandes im Totholz aus.

Doch nicht nur die Pilzvielfalt ist deutlich höher als bislang angenommen. Die UFZ-Bodenbiologen stellten auch fest, dass holzbewohnende Pilze bestimmte Baumarten bevorzugen und eben nicht, so wie bislang angenommen, generell entweder Nadel- oder Laubbaum besiedeln. Insgesamt sieben solcher Pilzgemeinschaften stellten sie bei Laubbäumen fest, zwei bei Nadelbaumarten. So haben zum Beispiel Eichen und Eschen eine sehr spezifische Artengemeinschaft von Pilzen, die sich in ihrer Zusammensetzung deutlich von denen anderer Laubbäume unterscheidet. Bei den Nadelbäumen hat das Totholz der Waldkiefer einen Pilzbestand, der sich deutlich von dem anderer Nadelbäume abgrenzt. Warum die Pilzgemeinschaften beim Totholz bei verschiedenen Baumarten derart unterschiedlich ausgeprägt sind, ist noch unklar. „Eiche und Esche haben viele identische Eigenschaften wie etwa die Holzstruktur oder das Kohlenstoff-Stickstoff-Massenverhältnis, aber sie unterscheiden sich in der Anzahl der OTUs deutlich“, sagt Witoon Purahong. Die Pilzgemeinschaften dieser beiden Baumarten seien so unterschiedlich wie sonst bei keiner anderen der elf untersuchten Baumarten.

Die Suche nach den Mechanismen, die dafür sorgen, dass Pilze bestimmte Baumarten besiedeln oder eben nicht, wird die Bodenökologen am UFZ-Standort in Halle weiter beschäftigen. „Die Millionen Jahre lange Koevolution zwischen Bäumen und holzbewohnenden Pilzen könnte ein Ansatz für das Zusammenleben liefern – so wie man dies beispielsweise von den symbiotischen Pilzen kennt“, vermutet Autor Purahong. Faszinierend sei allerdings, dass die Spezialisierung von Totholzpilzen in manchen Fällen höher ist, als die, die wir bei symbiotischen Pilzen an lebenden Pflanzen kennen fügt Buscot hinzu. Aber auch das Miteinander zwischen den im Totholz lebenden Pilz-, Bakterien- und Wirbellosen-Gemeinschaften könnte Erklärungen für die spezifischen Besiedlungsstrategien liefern.

Mit den Ergebnissen der Studie weiß man nun mehr zur Biodiversität der im Totholz lebendenden Artengemeinschaften. Dies ist nicht nur wichtig, weil man so den Schutz holzbewohnender Pilzarten verbessern kann, die vom Ausbau von Monokulturen bedroht sein könnten. Das Wissen ist auch wichtig, weil sich unter den holzbewohnenden Pilzen Arten befinden, die bislang als Bodenbewohner, Pflanzenpathogene oder Symbiose-Partner bekannt sind und anscheinend Totholz als Zwischenhabitat nutzen. „Totholz ist ein integraler Bestandteil der Waldökosysteme, der für die Funktion und den Erhalt der Biodiversität eine wichtige Rolle spielt“, sagt Buscot.

Publikation:
Witoon Purahong, Tesfaye Wubet, Dirk Krüger, Francois Buscot F. (2017): Molecular evidence strongly supports deadwood-inhabiting fungi exhibiting unexpected tree species preferences in temperate forests. ISME J. 2017 Oct 31, doi:10.1038/ismej.2017.177
https://www.nature.com/articles/ismej2017177

Weiterführende Informationen:
Dr. Witoon Purahong (spricht nur Englisch)
Department Bodenökologie
E-Mail

Prof. Dr. François Buscot
Leiter UFZ-Department Bodenökologie
Telefon: +49 345 558 5221
E-Mail

Weitere Informationen:
- http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=1/2018

Quelle: idw
Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

KOSTENLOSE ONLINE PR FÜR ALLE
Jetzt Ihre Pressemitteilung mit einem Klick auf openPR veröffentlichen
News-ID: 988162 • Views: 513

Diese Meldung Tote Bäume haben zahlreiche und treue Begleiter bearbeiten oder deutlich hervorheben mit openPR-Premium

Pressetext löschen Pressetext ändern

Mitteilung Tote Bäume haben zahlreiche und treue Begleiter teilen

Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Weitere Mitteilungen von Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ


Das könnte Sie auch interessieren:

Starkregenschäden müssen separat versichert werden
Starkregenschäden müssen separat versichert werden
… das Sturmtief, das von den Benelux-Länder kommend am Wochenende Nordrhein-Westfalen unter Wasser setzte. Starkregen verursachte vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen. Auch umgekippte Bäume und leider auch Schwerverletze und Tote waren das Resultat des Sturmes, bedauert Jürgen Buck, Vorstand der Verbraucherorganisation Geld und Verbraucher e.V. …
Fachgerechte Baumpflege durch Albrecht Bühler Baum und Garten
Albrecht Buehler gibt einen Ueberblick ueber Baumpflege
Die Baumpflege ist ein recht neues Berufsfeld, das sich in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Baumpfleger sorgen mit ihrer Arbeit dafür, dass sich Bäume gesund entwickeln können. Sehr wichtig ist, dass Bäume auch sicher sind, sodass keine Gefahr von ihnen ausgeht. Dies wird ermöglicht durch regelmäßige Baumkontrolle, Kronenpflege und Förderung guter …
CHROME Urban Ex Rolltop Tote 40L
Leichtes Handspiel
… aus. Dieses wandlungsfähige Stauraumwunder aus Chromes erfolgreicher Urban Ex Kollektion ist ein Bag für jede Jahreszeit und unterschiedlichste Einsatzbereiche - vom mehrtägigen Trip-Begleiter bis hin zum Grillparty-Cooler. Mit dieser Rolltop-Tote gelingt der Spagat zwischen Style und Funktion mühelos. Hier treffen edle Optik auf angenehme Haptik, durchdachte …
BrennHolz #KaminHolz >>> www.AnRo24.de
HolzDiebstahl im Wald ist das erlaubt? Vorsicht vor Holzklau! | AnRo24.de
… (ein)-sammeln?(für KaminHolz, FeuerHolz, BauHolz, SchnitzHolz)Äste oder Stöcke im Wald sammeln – ist das erlaubt ?!„Nein„, es ist verboten Holz „ungefragt/bezahlt“ zu sammeln !Wem gehören die Bäume und das Holz?Der Wald ist kein rechtsfreier Raum und es gibt Regeln, an die sich Waldbesucher halten müssen.Grundsätzlich gehören die Bäume und das Holz in …
'Blätterzauber': Kinderlieder und Geschichten zum Herbst
ans Fenster trommelt, die lästige Erkältung, gruselige Gespenster und das erste dünne Eis auf dem See geht es in den Titeln. Stimmungsvolle und fröhliche Lieder, interpretiert von der Kiddys Corner Band, werden mit einer Geschichte und einem Gedicht ergänzt. „Blätterzauber“ ist ein unterhaltsamer Begleiter für die spannende Herbstzeit.
Landhotel Haus Waldeck ? der Spezialist für Wanderungen mit Hund
Ruhe finden auf dem Seelensteig
… lässt sich auch mit dem Hund begehen und führt als 1,3 Kilometer langer Holzsteig naturschonend durch eine faszinierende Waldwildnis. Natürliche Hindernisse wie umgestürzte Bäume und Wurzelhölzer wurden nicht entfernt, sondern mit Holztreppen überbaut. Der Seelensteig wurde 1995 zum 25-jährigen Jubiläum des Nationalparks errichtet. Auf Holzbohlen geht es …
Überblick im Taschenbuchformat: Die neue Broschüre ?Unsere Bäume ? unser Holz? stellt auf über 80 Seiten die häufigsten Baumarten der heimischen Wälder vor, charakterisiert ihr Holz und beschreibt des
„Unsere Bäume – unser Holz“
… Antworten auf den ersten Blick. Durch schematische Zeichnungen der Bäume sowie Abbildungen von Rinde, Ästen und Früchten ist die Broschüre außerdem der ideale Begleiter für den nächsten Waldspaziergang. Die volle Vielfalt des heimischen Waldes Beschrieben werden in „Unsere Bäume – unser Holz“ insgesamt sechs Nadelholz- und 16 Laubholzarten, darunter …
Pünktlich zur Weltklimakonferenz in Bonn kam eine klare Botschaft aus Köln. Foto: A. Wulf
Weltklimakonferenz und ÖPNV
Weltklimakonferenz mit konkreten Schritten verbinden: Bäume fällen! Der Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe, der zugleich Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist, Herr Jürgen Fenske, möchte die Weltklimakonferenz mit konkreten Schritten verbinden und fordert (https://www.koeln4.de/s/p_v/presse/presseartikel/7b17_mehr_oepnv.pdf): …
Das robuste MOBIDAT WorkPad 2, der ideale Begleiter unter freiem Himmel
Verkehrssichere Bäume mit der MOBIDAT Baumkontrolle
… praktisches Werkzeug an die Hand. Das WorkPad 2 ist äußerst robust, hält hohe Luftfeuchtigkeit aus, ist stoß- und sturzresistent. Somit ist das Multitalent der ideale Begleiter unter freiem Himmel. Das Modul MOBIDAT Baumkontrolle auf dem WorkPad führt den Inspekteur intuitiv durch den Prozess der Sichtkontrolle. Der Fachmann dokumentiert digital direkt vor …
Richtig Grüne Weihnachten
Lebende Christbäume, die umweltbewußte Alternative zu “toten Bäumen”, waren bisher ziemlich unpraktisch. Ein neues Angebot von Green Rabbit, einem Wiener Gartenbauunternehmen soll das jetzt ändern. 2,5 Millionen tote Bäume pro Jahr Jährlich werden in Österreichs Wohnzimmern rund 2,5 Millionen Christbäume aufgestellt. Der Großteil davon sind “tote” Bäume …

Sie lesen gerade: Tote Bäume haben zahlreiche und treue Begleiter