"Unsere Tochter ist auf Jamaika!" Ghostwriter für die Uni-Arbeit gesucht

Berlin . - Zunehmend wendeten sich Studierende an Ghostwriter. Das sagte Karl-Heinz Smuda in Berlin. Smuda ist Lektor und Ghostwriter.

Der Fall des 2011 zurückgetretenen Bundesverteidigungsministers habe Studierende nicht abgeschreckt. Es wurde auch vermutet, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe seine Doktorarbeit von Ghostwritern schreiben lassen.

Offenbar brachte erst die öffentliche Diskussion viele Studierende zur Ansicht, was zu Guttenberg könne, habe bei der Erstellung von Haus-, Magister- und Bachelorarbeiten für sie keine so weit reichenden Konsequenzen wie für den Ex-Minister.

Indessen weist Smuda darauf hin, dass Studenten bei der Abgabe ihrer Arbeiten Erklärungen abgeben müssten, wonach sie ihre Abhandlungen ohne fremde Hilfe erstellt hätten.

Erlaubt indessen sei das Lektorat, in dem es um Stil, Logik und Rechtschreibung gehe. „In meiner Praxis erhalte ich überwiegend anonym formulierte Anfragen von Studierenden, die sich ihrer strafbaren Tat scheinbar bewusst sind.“

Praktisch seien Studierende, die keine eigene geistige Leistung erbracht hätten, außerdem erpressbar, weil Hochschulen von fremder Hand geschriebene Abschlussarbeiten als ungültig erklären könnten.

Smuda sagte in Berlin auch, sogar Eltern wendeten sich mit „kuriosen Entschuldigungen“ an ihn, damit deren Kinder ohne eigene Leistungen zu akademischen Ehren kämen. Die Söhne und Töchter seien auf Jamaika, „nicht die hellste Birne im Leuchter“ oder kränkelten bei den Gedanken an ihre Abschlussarbeiten.

Diese Eltern hielten den Ghostwriter für altmodisch, wenn der mit dem Argument ablehne, dass Studierende für sich lernen müssten, „sonst sollten sie ihre Plätze an den Hochschulen freimachen“. Das führe oft zu unerwartet aggressiven Reaktionen von Studierenden oder deren Eltern.