openPR Logo
Pressemitteilung

Fettstoffwechsel beeinflusst Genaktivität

News abonnierenPressekontakt | Wissenschaft, Forschung, Bildung

Pressemitteilung von: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

/ PR Agentur: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Die Ernährung und der Stoffwechsel können sich über zwei neue Arten von Histon-Modifikationen auf die Genexpression der Zellen auswirken. (Quelle: Helmholtz Zentrum München)

Die Ernährung und der Stoffwechsel können sich über zwei neue Arten von Histon-Modifikationen auf die Genexpression der Zellen auswirken. (Quelle: Helmholtz Zentrum München)

Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben zwei neue Arten von Histon-Modifikationen charakterisiert. Durch sie kann sich der zelluläre Stoffwechsel auf die Aktivität von Genen auswirken. Die Studie erschien in ‚Nature Structural and Molecular Biology‘.


---
Die DNA einer Zelle windet sich um sogenannte Histone. Diese Proteine verpacken das Erbgut im Zellkern und spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Genaktivität. Durch Anhängen verschiedener Moleküle, können die Histone chemisch modifiziert und in ihrer Funktion verändert werden.

Viele dieser Moleküle stammen von Stoffwechselprodukten ab, daher liegt die Vermutung nahe, dass Umwelt- und Lebensstilfaktoren über diese Moleküle zu Veränderungen der Genaktivität führen - beispielsweise durch das Essen, das wir zu uns nehmen. Bisher war aber unklar, wie genau solche Histon-Modifikationen mit dem Stoffwechsel verknüpft sind und wie sie sich konkret auf die Genaktivität und die Organisation des Chromatins* auswirken.

In der aktuellen Studie untersuchte ein Team um Prof. Dr. Robert Schneider, Direktor des Instituts für Funktionale Epigenetik (IFE) am Helmholtz Zentrum München und an der LMU, zwei relativ neue Modifikationsarten: die sogenannte Propionylierung und die Butyrylierung. Dabei handelt es sich um das Anhängen von Propion- beziehungsweise Buttersäureresten (Butyrat). Die Wissenschaftler fanden heraus, dass diese beiden Modifikationen vor allem an Histon H3 vorkommen – konkret an einem Baustein, der Aminosäure Lysin an Position 14 (wissenschaftliche Abkürzung H3K14).

Propionat und Butyrat sind Teil des Fettstoffwechsels

Der Studie zufolge finden sich diese Merkmale besonders oft an hochaktiven Genen. Darüber hinaus verändert sich ihre Häufigkeit durch Veränderungen im Stoffwechsel - etwa infolge von Fastenperioden. Die Wissenschaftler zeigten im Reagenzglas auch, dass Propionsäurereste an Histonen zu einem stärkeren Ablesen der Gene führt. “Sowohl Propionat- als auch Butyrat sind interessanterweise Produkte aus dem Fettsäurestoffwechsel“, erklärt Schneider. „Entsprechend könnten diese Histonmodifikationen eine Verbindung zwischen dem metabolischen Status der Zelle und der Chromatinstruktur darstellen.“

Um ihre Wirkung auf biologische Prozesse zu entfalten, müssen die Modifikationen aber erstmal von passenden Leseproteinen erkannt werden. Durch eine Kombination aus Pulldown Assays und Massenspektrometrie konnte das Team die entsprechenden Leseproteine für die neuen Modifikationen aufspüren. „Die Ergebnisse sind gerade mit Blick auf Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Fettleibigkeit von hohem Interesse“, so Schneider. „Unser Ziel ist daher nun, die Rolle dieser neuen Genschalter in Modellen für solche Krankheiten zu überprüfen.“

Der Zusammenhang zwischen Histon-Modifikationen und Stoffwechsel ist auch deshalb interessant, weil das Enzym Propionyl-CoA Carboxylase (was Propionyl-CoA sonst abbaut) bereits mit metabolischen Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde.

Weitere Informationen

* Chromatin bezeichnet das Material, aus dem die Chromosomen bestehen. Es handelt sich um einen Komplex aus DNA, RNA und speziellen Proteinen, von denen wiederum etwa die Hälfte Histone sind.

Hintergrund:
Die Studie entstand in Kooperation mit dem IGBMC Strasbourg und Maria Colomé-Tatché aus dem Institute of Computational Biology (ICB) am Helmholtz Zentrum München. Die Arbeit ist die erste Charakterisierung der neuen Histon-Acylierungen H3K14pr und H3K14bu und zeigt ihre direkte Verbindung zum Fettsäurestoffwechsel.
Die Autorinnen Anna Nieborak und Lara Zorro Shahidian sind Mitglieder der Helmholtz Graduate School Environmental Health, kurz HELENA.

Original-Publikation:
Kebede, AF. et al. (2017): Histone propionylation is a novel mark of active chromatin. Nature Structural and Molecular Biology, DOI: 10.1038/nsmb.3490

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Das Institut für Funktionale Epigenetik (IFE) befasst sich mit der Verpackung von Genen. Der Fokus liegt dabei auf den sogenannten Histonproteinen, auf denen die DNA aufgewickelt ist und die den Ausschlag darüber geben können, ob ein Gen abgelesen werden kann oder nicht. Zudem erforschen die Wissenschaftler die Zusammenhänge zwischen Volkskrankheiten und den oben genannten Prozessen. Durch neuartige Methoden sind sie in der Lage, Veränderungen dieser Prozesse sogar in einzelnen Zellen nachzuweisen.

Die LMU ist eine der führenden Universitäten in Europa mit einer über 500-jährigen Tradition. Sie bietet ein breites Spektrum aller Wissensgebiete – die ideale Basis für hervorragende Forschung und ein anspruchsvolles Lehrangebot. Es reicht von den Geistes- und Kultur- über Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bis hin zur Medizin und den Naturwissenschaften. 15 Prozent der 50.000 Studierenden kommen aus dem Ausland – aus insgesamt 130 Nationen. Das Know-how und die Kreativität der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bilden die Grundlage für die herausragende Forschungsbilanz der Universität. Der Erfolg der LMU in der Exzellenzinitiative, einem deutschlandweiten Wettbewerb zur Stärkung der universitären Spitzenforschung, dokumentiert eindrucksvoll die Forschungsstärke der Münchener Universität.

Ansprechpartner für die Medien:
Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel. +49 89 3187 2238 - E-Mail:

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Robert Schneider, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Funktionale Epigenetik, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg - Tel. +49 89 3187 3569 - E-Mail:

Quelle: idw
Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

KOSTENLOSE ONLINE PR FÜR ALLE
Jetzt Ihre Pressemitteilung mit einem Klick auf openPR veröffentlichen
News-ID: 976112 • Views: 385

Diese Meldung Fettstoffwechsel beeinflusst Genaktivität bearbeiten oder deutlich hervorheben mit openPR-Premium

Pressetext löschen Pressetext ändern

Mitteilung Fettstoffwechsel beeinflusst Genaktivität teilen

Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Weitere Mitteilungen von Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt


Das könnte Sie auch interessieren:

MOLEKULARES ENTWICKLUNGSPROGRAMM DES AUGES DANK BALZAN PREISGELD ENTSCHLÜSSELT
MOLEKULARES ENTWICKLUNGSPROGRAMM DES AUGES DANK BALZAN PREISGELD ENTSCHLÜSSELT
… Balzan Preis 2002 für Entwicklungsbiologie, der an Prof. Walter Gehring verliehen wurde. Insgesamt wurden so über 150.000 einzelne Messungen von Genaktivitäten während der Augenentwicklung analysiert und in einer öffentlichen Datenbank verfügbar gemacht. Insekten haben komplexe Facettenaugen; Wirbeltiere invers aufgebaute Linsenaugen. Beide Augentypen …
Nervenzellen des Hippokampus, einer Hirnregion, die bei Lernprozessen entscheidend ist. Grün dargestellt ist das Formin 2 Protein (Abb.: F. Sananbenesi)
Warum erhöhen psychiatrische Erkrankungen in jungen Jahren das Demenzrisiko im Alter?
… bei PTSB führt nicht zur Demenz. Jedoch in Kombination mit anderen Risikofaktoren für Morbus Alzheimer beeinträchtigt die Fehlfunktion von Formin 2 die Genaktivität der Nervenzellen, beschleunigt so Gedächtnisverlust und begünstigt die Entstehung von Alzheimer. Medikamente. die die Genaktivität der Nervenzellen positiv beeinflussen, können in diesem …
Genregulation - Reaktivierung ohne Risiko
Genregulation - Reaktivierung ohne Risiko
… Welche Gene aktiv sind und welche abgeschaltet werden, wird auf der Ebene der DNA durch kleine chemische Modifikationen reguliert. Damit die Zelle die Genaktivität regulieren kann, müssen die Aktivierung oder Inaktivierung von Genen reversibel sein, damit sie die Modifikationen also auch wieder rückgängigmachen kann. LMU-Wissenschaftler um Professor …
Die Ursachen eines ruhenden Immunsystems beseitigen, dann heilt jeder Heuschnupfen und fast jede AIE
Die Ursachen eines ruhenden Immunsystems beseitigen, dann heilt jeder Heuschnupfen und fast jede AIE
… sich allergische Krankheiten bilden können. Ausgelöst durch eine, wie die Ärzte es nennen, Stoffwechselstörung. Genau genommen handelt es sich dabei jedoch um den Fettstoffwechsel, der aus zwei essentiellen Fettsäuren, Omega-3 und Omega-6 zwei Eicosanoid-Serien (Prostaglandin-Serien) Serie-1 + Serie-3 bildet. Diese sind es, die unser Immunsystem braucht, …
Artischocken Kapseln
Artischocken Kapseln - hilfreich bei fetten Mahlzeiten
… Inhaltsstoffe, insbesondere der Bitterstoff Cynarin, außerordentlich geschätzt. Hinzugefügt haben wir den Nährstoff Cholin, der Bestandteil vieler Nahrungsmittel ist. Cholin trägt zu einem normalen Fettstoffwechsel und zum Erhalt einer normalen Leberfunktion bei. Jede Kapsel enthält 350 mg Artischockensaft-Konzentrat mit mind. 2,5 % Cynarin (Bitterstoff). …
Bioresonanz-News zum Thema Stoffwechsel und Darmbakterien
Lebenswichtiger Stoffwechsel von Darmbakterien abhängig
Die Bioresonanz-Redaktion erläutert neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zum Darmmikrobiom Lindenberg, 22. Oktober 2020. Darmbakterien beeinflussen unmittelbar den Fettstoffwechsel und damit unsere Gesundheit. Was diese wichtige Erkenntnis bedeutet, erläutert die Bioresonanz-Redaktion. Der wissenschaftliche Hintergrund Die Forschung zum Darmmikrobiom …
Dr. Tim Rahmel
Dr. Tim Rahmel für Publikation von der Dt. Sepsis-Gesellschaft mit Roger-Bone-Preis ausgezeichnet
… Dr. Jürgen Peters) der Universität Duisburg-Essen. Perspektivisch könnte, neben der bessern Identifikation von Risikopatienten, auch die medikamentöse Beeinflussung der Aquaporin 5 Genaktivität bzw. der Aquaporin-Konzentration ein realistisches Therapieziel sein. Diesem Ansatz weiter nachzugehen, wird daher ein nächstes Ziel der Forschungsgruppe aus …
Der L-Carnitin Fertigdrink ist kalorienarm und erfrischend zugleich.
L-Carnitin während Diäten einsetzen
… zur Versorgung der Muskeln mit Energie verschiedene Stoffe zur Verfügung. Einer davon ist Fett. Als Transportsubstanz nimmt L-Carnitin am Energiestoffwechsel beziehungsweise Fettstoffwechsel teil und ist damit für Sportler und Diäthaltende gleichermaßen interessant. Der Körper ist grundsätzlich in der Lage, L-Carnitin aus Aminosäuren selbst herzustellen. …
Allergien ohne Medizin heilen
Allergien ohne Medizin heilen
… drei Serien Eicosanoide (wissenschaftl. Bezeichnung) oder Prostaglandine (die urspr. Bezeichnung des Entdeckers Ulf S.Euler) gebildet. Erzeugt werden diese Prostaglandine über den Fettstoffwechsel. Die Serie-1 und die Serie-3 sind die Prostaglandine, die uns gesund erhalten, da sie die krankheitauslösenden Serie-2 Prostaglandine kontrollieren und "in …
Easyway Sport
Fettstoffwechseltraining steigert Leistung und Gesundheit
Ein gut funktionierender Fettstoffwechsel steigert bei ambitionierten Ausdauersportlern die Leistungsfähigkeit und fördert die Gesundheit. Je trainierter ein Sportler ist, desto mehr Fett kann er als Energielieferanten heranziehen. Da die Kohlenhydratspeicher im Körper begrenzt sind, ist das von großer Bedeutung. Auch die richtige Ernährung vor und während …

Sie lesen gerade: Fettstoffwechsel beeinflusst Genaktivität