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IAA 2017: Saarbrücker Forscher belegen, dass Sprache Senioren beim Autofahren stärker ablenkt

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Pressemitteilung von: Universität des Saarlandes

/ PR Agentur: Universität des Saarlandes
Im Fahrsimulator untersuchen Professorin Vera Demberg und ihre Kollegin, wie sich Sprachinformationen auf das Steuern auswirken.  (Foto: Oliver Dietze)

Im Fahrsimulator untersuchen Professorin Vera Demberg und ihre Kollegin, wie sich Sprachinformationen auf das Steuern auswirken. (Foto: Oliver Dietze)

Das Navi sagt die Abzweigung an, Radioprogramme werden per Sprachbefehl ausgewählt: Für viele gehört die Sprachsteuerung im Auto heute zum Alltag. Die Unternehmen haben dabei auch Senioren im Blick. In der Forschung ist man sich jedoch uneins, ob komplexe Sprachinformationen Senioren eher von einer zweiten Tätigkeit ablenken als jüngere Menschen. Saarbrücker Wissenschaftler haben dies nun für das wohl gefährlichste Szenario untersucht, das Steuern eines Fahrzeuges.


Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) vom 14. bis 24. September in Frankfurt am Main präsentieren sie ihre Ergebnisse (Saarland-Stand, Halle 4.0, Stand A26).

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„Systeme wie das Navi im Auto per Sprache zu steuern, ist sehr bequem. Dennoch muss man sich die Frage stellen, wie man die Sprachsteuerung am besten gestaltet. Gerade, wenn wir zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeiten, spielt die kognitive Kontrolle eine entscheidende Rolle“, sagt Vera Demberg, Professorin für Informatik und Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes. Unter „kognitiver Kontrolle“ verstehen Wissenschaftler die Fähigkeit einer Person, Informationsverarbeitung und Verhalten von Moment zu Moment an die jeweilige Situation anzupassen.

„Beim Fahren müssen wir daher untersuchen: Was sind die verschiedenen Aufgaben? Wie muss die Sprachsteuerung konzipiert sein, damit auch bei älteren Fahrern das Unfallrisiko nicht erhöht wird“, erklärt Vera Demberg. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 1102 „Infomationsdichte und linguistische Kodierung“ hat die Computerlinguistin zusammen mit Jutta Kray, Psychologie-Professorin an der Universität des Saarlandes, und Katja Häuser untersucht, wie Senioren auf komplizierte Sprachbefehle während des Fahrens reagieren. „Maschinensprache ist nicht gleich Menschensprache. Formulierungen und syntaktische Strukturen, die für das System leicht sind, können für den Menschen schwierig sein”, so Demberg.

Um dies zu testen, arbeiteten die Forscherinnen mit Sätzen, die scheinbar vertraut klingen, dann aber eine überraschende Wendung nehmen. Die Teilnehmer erhielten diese und einfache Aussagen per Lautsprecher vorgespielt und mussten anschließend durch eine Ja- oder Nein-Antwort signalisieren, ob der Satz sprachlich korrekt war und einen Sinn hatte. Gleichzeitig fuhren sie in einem Fahrsimulator auf einer Straße entlang. Dabei schauten sie auf zwei vertikale, farbige Balken, von denen einer durch den Computer gesteuert wurde. Die Aufgabe bestand nun darin, den zweiten mit Hilfe des Lenkrades so zu steuern, dass der Abstand zwischen den beiden Balken so gering wie möglich blieb.

Die Untersuchungsgruppe bestand aus 36 Senioren, die Hälfte davon weiblich, mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren. Als Kontrollgruppe dienten 34 Personen im Durchschnittsalter von 23 Jahren. In einem wissenschaftlichen Artikel kommen die Forscher zu folgendem Ergebnis: „Während bei den jüngeren Teilnehmern ein stabiles Verhalten sowohl bei komplizierteren als auch bei einfachen Aussagen zu beobachten war, verwendeten Senioren ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, die sprachlichen Unstimmigkeiten aufzulösen und vernachlässigten dabei das Steuern des Fahrzeuges.” Dieser Effekt war besonders deutlich bei Senioren mit geringer kognitiver Kontrolle. Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt suchen die Wissenschaftler nun nach Partnern in der Industrie, um diese Ergebnisse auch in die entsprechenden Systeme umzusetzen, sodass komplizierte Formulierungen in sprachgesteuerten Systemen vermieden werden. Vera Demberg weist zudem daraufhin, dass diese Erkenntnisse nicht nur für das Fahren maßgebend sind. „Wir müssen uns ebenso danach richten, wenn wir Systeme entwickeln, die Senioren bei Tätigkeiten im Haushalt unterstützen sollen“, erklärt die Professorin der Saar-Uni.

Hintergrund: Saarland Informatics Campus
Den Kern des Saarland Informatics Campus bildet die Fachrichtung Informatik an der Universität des Saarlandes. In unmittelbarer Nähe forschen auf dem Campus sieben weitere, weltweit renommierte Forschungsinstitute. Neben den beiden Max-Planck-Instituten für Informatik und Softwaresysteme sind dies das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für Bioinformatik, das Intel Visual Computing Institute, das Center for IT-Security, Privacy and Accountability (CISPA) und der Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

Weitere Informationen:
Age differences in language comprehension during driving: Recovery from prediction errors is more effortful for older adults
Katja Häuser, Vera Demberg, Jutta Kray
In: Proceedings of the Annual Meeting of the Cognitive Science Society (CogSci), London, 2017.
https://mindmodeling.org/cogsci2017/papers/0411/index.html

Fragen beantwortet:
Vera Demberg
Computer Science and Computational Linguistics
Saarland Informatics Campus
Telefon +49 (0)681 302 70024
E-Mail: E-Mail

Redaktion:
Gordon Bolduan
Kompetenzzentrum Informatik Saarland
Saarland Informatics Campus
Telefon: +49 681 302-70741
E-Mail: E-Mail

Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610).

Quelle: idw
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