openPR Logo
Pressemitteilung

Forscher entwickeln maisförmigen Arzneimittel-Transporter zum Inhalieren

News abonnierenPressekontakt | Wissenschaft, Forschung, Bildung

Pressemitteilung von: Universität des Saarlandes

/ PR Agentur: Universität des Saarlandes
Die zylinderförmigen Wirkstoff-Transporter sehen mit ihrer noppigen Struktur aus wie Mais. Doktoranden von Marc Schneider färbten die Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme entsprechend ein. (Foto: Marc S

Die zylinderförmigen Wirkstoff-Transporter sehen mit ihrer noppigen Struktur aus wie Mais. Doktoranden von Marc Schneider färbten die Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme entsprechend ein. (Foto: Marc S

Er sieht aus wie ein Maiskolben, ist winzig wie ein Bakterium und kann einen Wirkstoff direkt in die Lungenzellen liefern: Das zylinderförmige Vehikel für Arzneistoffe, das Pharmazeuten der Universität des Saarlandes entwickelt haben, kann inhaliert werden. Professor Marc Schneider und sein Team machen sich dabei die körpereigene Abwehr zunutze: Makrophagen, die Fresszellen des Immunsystems, fressen den gesundheitlich unbedenklichen „Nano-Mais“ und setzen dabei den in ihm enthaltenen Wirkstoff frei. Bei ihrer Forschung arbeiteten die Pharmazeuten mit Forschern der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni, des Leibniz-Instituts für Neue Materialien und der Universität Marburg zusammen.


---
Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Advanced Healthcare Materials. DOI: 10.1002/adhm.201700478

Ein Medikament wirkt nur, wenn es dort ankommt, wo es wirken soll. Wird ein Mittel inhaliert, muss der Wirkstoff in der Lunge zuerst die Hindernisse überwinden, die der Körper zu seinem Schutz gegen Viren, Bakterien oder Partikel wie Dieselruß aufgebaut hat – etwa den Schleim der Atemwege. Damit die Arznei dort nicht steckenbleibt, haben Professor Marc Schneider und sein Team ein Transportsystem entwickelt, das einen Wirkstoff zuverlässig in die Lungenzellen schleust. „Stäbchenförmige Partikel sind lungengängig, werden also in die Lunge aufgenommen. Außerdem bieten sie ein großes Volumen für die Ladung, die transportiert werden soll. Daher wollten wir ein Transportsystem mit dieser Form entwickeln“, erklärt der Professor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie an der Saar-Universität.

Die Zylinder mit der maisartigen Struktur sind 10.000 x 3.000 Nanometer klein, etwa so groß wie ein Bakterium. Damit stehen sie auch auf dem Speisezettel der Fresszellen des Immunsystems. „Sie sind von ihrer Größe her so bemessen, dass sie beim Inhalieren im tiefen Lungengewebe landen. Zudem stellen wir über die Größe sicher, dass nur die Immunzellen, vor allem die Makrophagen, den Transporter aufnehmen“, erläutert Schneider. Die Fresszellen fressen den „Nano-Mais“. Durch ihre Verdauungsprozesse setzen sie den in ihm transportierten Wirkstoff frei: Konkret besteht dieser Wirkstoff aus genetischem Material, das die Funktion der Makrophagen beeinflusst. Die in dieser so genannten Plasmid-DNA enthaltenen „Befehle“ programmieren die Immunzellen so um, dass sie einen erwünschten Therapieeffekt auslösen und zur Heilung beitragen können. Der „Nano-Mais“ sorgt dafür, dass diese Ladung zielgenau im richtigen Zelltyp abgeliefert wird.

Mehrere Jahre arbeiteten die Forscher und ihre Partner daran, die kleinen Transporter im Mikrometer-Maßstab stabil herstellen und passgenau beladen zu können. Schneider und sein Team füllen hierzu Partikel in eine stäbchenförmige Nano-Schablone mit vielen kleinen Löchern: ganz so als würden sie Teig in eine Kuchenform gießen. Es entsteht ein Nano-Röhrchen mit vielen kleinen Kugeln. Damit dieses zusammenhält und nicht auseinanderfällt, verkleben die Forscher die Moleküle Lage für Lage miteinander und verbacken dabei zugleich auch die pharmazeutisch aktiven Substanzen. Wenn die Membran-Schablone sich später auflöst, bleibt der fertig beladene maisförmige Transporter.

Um die Ladung mit der Plasmid-DNA optimal für den Transport zu bemessen und anzupassen, arbeiteten Schneider und sein Team mit Forschern des Leibniz-Instituts für Neue Materialien auf dem Saarbrücker Campus zusammen.

Dass die kleinen Trägersysteme tatsächlich ihre Ladung in die Lungenzellen liefern, konnten die Pharmazeuten zusammen mit Biopharmazeuten der Philipps-Universität Marburg um Professor Udo Bakowsky und Zellbiologen der Saar-Universität aus dem Team von Professor Thomas Tschernig zeigen: Hierzu beluden die Wissenschaftler den „Nano-Mais“ mit genetischem Material, das den Bauplan von so genannter „Luciferase“ enthält: Dieses Enzym ruft eine Leuchtreaktion, eine Biolumineszenz, hervor. Nimmt die Zelle den „Nano-Mais“ mit dieser Ladung auf, produziert sie dieses Enzym und leuchtet. Die Wissenschaftler konnten nach erfolgreichem Transport das Leuchten in den Zellen nachweisen.

Noch ist der Wirkstoff-Transporter Gegenstand der Grundlagenforschung. Aber die Forscher um Marc Schneider entwickeln das Material ihres Wirkstoff-Transporters derzeit für den späteren Einsatz in der Therapie weiter. So könnte der Transporter in nicht ferner Zukunft etwa in der Mukoviszidose-Therapie Einsatz finden.

„Aspherical, Nanostructured Microparticles for Targeted Gene Delivery to Alveolar Macrophages“. Michael Möhwald, Shashank Reddy Pinnapireddy, Bodo Wonnenberg, Marcel Pourasghar, Marijas Jurisic, Andrea Jung, Claudia Fink-Straube, Thomas Tschernig, Udo Bakowsky, Marc Schneider. Advanced Healthcare Materials


Pressefotos für den kostenlosen Gebrauch finden Sie unter
. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.
Fototext:
Blick in die Nano-Welt: Gerade mal zehn mal drei Mikrometer messen die zylinderförmigen Wirkstoff-Transporter. Und sie sehen mit ihrer noppigen Struktur aus wie Mais. Doktoranden von Professor Marc Schneider färbten die schwarz-weiße Rasterelektronenmikroskop-Aufnahme gelb und grün ein. Für die Aufnahme waren die Wissenschaftler im bundesweiten Fotowettbewerb "Nano-Momente 2012“ mit dem zweiten Preis ausgezeichnet worden. Die Forscher und ihre Partner haben die kleinen Transporter im Mikrometer-Maßstab so weiterentwickelt, dass sie diese stabil herstellen und passgenau beladen können.
Foto: Marc Schneider/NanoBioNet

Kontakt:
Prof. Dr. Marc Schneider (Institut für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie)
Tel.: 0681 302 2438; E-Mail: E-Mail


Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Telefoninterviews in Studioqualität möglich über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-64091 oder -2601).

Weitere Informationen:
- http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adhm.201700478/abstract

Quelle: idw
Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

KOSTENLOSE ONLINE PR FÜR ALLE
Jetzt Ihre Pressemitteilung mit einem Klick auf openPR veröffentlichen
News-ID: 963751 • Views: 356

Diese Meldung Forscher entwickeln maisförmigen Arzneimittel-Transporter zum Inhalieren bearbeiten oder deutlich hervorheben mit openPR-Premium

Pressetext löschen Pressetext ändern

Mitteilung Forscher entwickeln maisförmigen Arzneimittel-Transporter zum Inhalieren teilen

Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Weitere Mitteilungen von Universität des Saarlandes


Das könnte Sie auch interessieren:

Programm des dritten internationalen DDI Workshops im Schloß Marbach in Deutschland finalisiert verfügbar
Programm des dritten internationalen DDI Workshops im Schloß Marbach in Deutschland finalisiert verfügbar
Das Organisationsteam berichtet, dass für die wissenschaftliche Veranstaltung ”DDI 2012 – 3rd International Workshop on Regulatory Requirements and Current Scientific Aspects on the Preclinical and Clinical Investigation of Drug-Drug Interactions” das finale Programm vorliegt. Die Vorträge des dritten DDI Workshops im Schloß Marbach, der vom 6. bis 8. Mai 2012 stattfinden wird, werden von internationalen Wissenschaftlern und ausgewiesenen Experten von Hochschulen, Pharmaindustrie, CROs, Beratungsunternehmen und Zulassungsbehörden gehalten. …
Der 6. Internationale DDI Workshop 2015 wurde gestern mit mehr als 80 Teilnehmern begonnen
Der 6. Internationale DDI Workshop 2015 wurde gestern mit mehr als 80 Teilnehmern begonnen
Öhningen, 04. Mai 2015: Mehr als 80 Experten für Arzneimittelentwicklung und Arzneimittel-Interaktionen nehmen zur Zeit am laufenden, internationalen DDI Workshop teil. Sie diskutieren über regulatorische Rahmenbedingungen und Anforderungen sowie aktuelle Aspekte der präklinischen und klinischen Untersuchung von Arzneimittel-Interaktionen. Zielsetzung der Workshop Serie zu Arzneimittelinteraktionen im Schloss Marbach ist, das Wissen über Interaktionen einschließlich Nahrungsmittel-Arzneimittel- und Phytopharmaka-Arzneimittel-Interaktionen zu …
Hochzufriedene Teilnehmer beim 6. Internationalen Drug-Drug Interaction (DDI) Workshop 2015 im Schloss Marbach
Hochzufriedene Teilnehmer beim 6. Internationalen Drug-Drug Interaction (DDI) Workshop 2015 im Schloss Marbach
Gelnhausen, 21. Mai 2015: Beim 6. Internationalen DDI Workshop diskutierten mehr als 80 Experten regulatorische Rahmenbedingungen und Anforderungen sowie aktuelle Aspekte der präklinischen und klinischen Untersuchung von Arzneimittel-Interaktionen. Einige wissenschaftliche Glanzlichter belegten die hohe Qualität der Veranstaltung und die Teilnehmer bestätigten mittels Feedback-Bögen, dass sie mit dem 6. DDI Workshop im Schloss Marbach hochzufrieden waren. Die DDI Workshop Reihe im Schloss Marbach genießt eine ungebrochene Popularität und die …
Der 3. internationale DDI-Workshop im Schloss Marbach, Deutschland findet im Mai 2012 statt
Der 3. internationale DDI-Workshop im Schloss Marbach, Deutschland findet im Mai 2012 statt
Radolfzell, 12. Dezember 2011: Das Organisationsteam des internationalen DDI Workshops teilt mit, dass der DDI 2012 – 3rd International Workshop on Regulatory Requirements and Current Scientific Aspects on the Preclinical and Clinical Investigation of Drug-Drug Interactions vom 6. bis 8. Mai 2012 im Schloss Marbach, Deutschland stattfindet. Im Mai / Juni 2010 fand der erste internationale DDI Workshop im Schloss Marbach als Initiative einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern und Experten aus Unternehmen und Hochschulen statt. Auslöse…
Wertvolle wissenschaftliche Diskussionen beim dritten internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach
Wertvolle wissenschaftliche Diskussionen beim dritten internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach
Das Organisationsteam des 3. Internationalen DDI (Drug-Drug Interaction) Workshops ist mit dem Verlauf des wissenschaftlichen Meetings sehr zufrieden. Auch die Teilnehmer sprachen von einem sehr hohen Niveau der Vorträge und insbesondere von wertvollen und anregenden Diskussionen zu den einzelnen Themen des Workshops. Der DDI Workshop im Schloss Marbach hat sich als regelmäßige Plattform für Experten aus Wissenschaft, Industrie und Behörden etabliert, um einen fachlichen Austausch zum Thema Arzneimittel-Interaktionen zu pflegen. In diesem Ja…
Wertvolle wissenschaftliche Diskussionen beim 3. internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach
Wertvolle wissenschaftliche Diskussionen beim 3. internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach
Das Organisationsteam des 3. Internationalen DDI (Drug-Drug Interaction) Workshops ist mit dem Verlauf des wissenschaftlichen Meetings sehr zufrieden. Auch die Teilnehmer sprachen von einem sehr hohen Niveau der Vorträge und insbesondere von wertvollen und anregenden Diskussionen zu den einzelnen Themen des Workshops. Der DDI Workshop im Schloss Marbach hat sich als regelmäßige Plattform für Experten aus Wissenschaft, Industrie und Behörden etabliert, um einen fachlichen Austausch zum Thema Arzneimittel-Interaktionen zu pflegen. In diesem Ja…
Hohes wissenschaftliches Niveau beim 2. internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach, Bodensee
Hohes wissenschaftliches Niveau beim 2. internationalen DDI Workshop im Schloss Marbach, Bodensee
Das Organisationsteam des 2. Internationalen DDI (drug-drug interaction) Workshops ist mit dem Verlauf des wissenschaftlichen Meetings sehr zufrieden. Auch die Teilnehmer bestätigten in der Feedback-Umfrage, dass sie sowohl das ausgesprochen hohe Niveau der Vorträge und Diskussionen als auch die Breite des Themenspektrums positiv bewerten. Viele zeigten sich bereits jetzt am 3. DDI Workshop in 2012 interessiert. Der DDI Workshop im Schloss Marbach ist damit auf einem guten Weg sich als regelmäßige Plattform für Experten aus Wissenschaft, Indus…
Der 4. internationale DDI Workshop im Schloss Marbach, Deutschland findet im Mai 2013 statt.
Der 4. internationale DDI Workshop im Schloss Marbach, Deutschland findet im Mai 2013 statt.
Radolfzell, 28. November 2012: Das Organisationsteam des internationalen DDI (Drug-Drug Interaction) Workshops präsentiert das vorläufige Programm des DDI 2013 – 4th International Workshop on Regulatory Requirements and Current Scientific Aspects on the Preclinical and Clinical Investigation of Drug-Drug Interactions, der vom 26. bis 28. Mai 2013 im Schloss Marbach, Deutschland stattfindet. Im Mai / Juni 2010 fand der erste internationale DDI Workshop im Schloss Marbach als Initiative einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern und Expe…
Neuer Übersichtsartikel zu Arzneimittelinteraktionen durch Phytotherapeutika in Planta Medica erschienen
Neuer Übersichtsartikel zu Arzneimittelinteraktionen durch Phytotherapeutika in Planta Medica erschienen
In der aktuellen Ausgabe von Planta Medica, einer der führenden Fachzeitschriften auf dem Gebiet der Phytotherapie, findet sich ein Übersichtsartikel der Autoren Robert Hermann und Oliver von Richter über den klinischen Stellenwert von pharmakokinetischen Arzneimittelinteraktionen verursacht durch populäre Phytotherapeutika (Clinical Evidence of Herbal Drugs as Perpetrators of Pharmakokinetic Drug Interactions). Robert Hermann ist Arzt für Anästhesiologie und Klinische Pharmakologie und Geschäftsführer des Forschungsdienstleisters cr.applianc…
Transpulmin Erkältungsbalsam mit ätherischen Eukalyptus-, Pfefferminz- und Campherölen eignet sich zum Einreiben genauso wie zum Inhalieren.
Doppelt hilft besser
… Arzneimittel, die sich vielseitig einsetzen lassen: etwa Transpulmin Erkältungsbalsam mit ätherischen Eukalyptus-, Pfefferminz- und Campherölen. Der Arzneimittelklassiker eignet sich zum Einreiben genauso wie zum Inhalieren und hilft daher bei Schnupfen und Co. gleich doppelt. Ist die Nase zu, fühlt sich der Kopf auch schnell verquollen an: Denn das angestaute …

Sie lesen gerade: Forscher entwickeln maisförmigen Arzneimittel-Transporter zum Inhalieren